Die Phantomstufe

Es ist ja bekannt, dass viele Menschen, denen man ein Bein amputieren musste, nach Jahren noch Schmerzen an den Zehen haben, die gar nicht mehr da sind. Ebenso verhält es sich mit Menschen, denen man einen Arm amputiert hat und Ihnen trotzdem die Finger weh tun.

 

So etwas nennt man Phantomschmerzen.

 

Nun begab es sich, dass einige Gemeindeglieder sich zusammentaten, um in Eigenleistung den Kirchenvorplatz neu zu gestalten. Nach reichlicher Überlegung wollte man die Stufe am Kircheneingang, die schon fast 30 Jahre ihren Dienst versehen hatte, in Rente schicken. Diese Überlegungen wurden dann auch in die Tat umgesetzt, und der Kirchenvorplatz wurde in einer Ebene bis vor die Eingangstür neu gepflastert. Von nun an konnten auch Menschen im Rollstuhl ohne fremde Hilfe in die Kirche gelangen.

 

Jetzt, nach gut einem Vierteljahr hat sich jeder an die neue Situation gewöhnt. Oder doch nicht ????? was fast 30 Jahre Bestand hatte, kann man nicht so einfach wegwischen. Man kann beobachten, wie einige Gemeindeglieder beim Ein- oder Ausgang unserer Kirche über die Stufe stolpern, die nicht mehr da ist. Sie sind in ein Gespräch verwickelt oder sind in Gedanken, heben das Bein und stolpern nach vorne. Dann kommt der erschreckte Ausspruch: Ach, hier ist ja gar keine Stufe mehr.”

 

Noch lange wird in unseren Köpfen eine Eingangstufe vorhanden sein, die schon seit Monaten nicht mehr da ist: Die Phantomstufe!

 

Eure Kirchenmaus